Am 29. August 2024 haben wir zur Veranstaltung „Biotech Insights: Vorstellung des EY Biotech-Reports 2024“ ins Office von EY in Hannover eingeladen. Es kamen Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Startups der Biotech-Branche zusammen, um sich über die neuesten Entwicklungen und Herausforderungen der Branche auszutauschen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Präsentation des aktuellen Biotech-Reports der von Frau Dr. Julia Schüler, Branchenexpertin (Bio. Aspekte) und EY-Alumna präsentiert wurde. 

Nach einleitenden Worten von Dr. Yvonne Reinke (BioRegioN) und Michael Seemann (EY), übernahm Frau Dr. Schüler und stelle in ihrer Präsentation die wesentlichen Kennzahlen vor, die die Entwicklungen und Trends des Jahres 2023 widerspiegeln:

Künstliche Intelligenz (KI) als Innovationsmotor:
Die Integration von KI in die Biotechnologie erweist sich als entscheidend. Mit 490 neu identifizierten Wirkstoffkandidaten pro Jahr wird deutlich, wie KI dazu beiträgt, den Prozess der pharmazeutischen Forschung und Entwicklung zu beschleunigen. Durch den Einsatz von KI bei der Analyse großer Datenmengen und zur Entwicklung personalisierter Therapien entstehen vielversprechende Möglichkeiten, die die Zukunft der Branche maßgeblich prägen könnten.

Wachstum in einem herausfordernden Umfeld:

Trotz eines Rückgangs der Umsätze um 51 % auf 12,7 Milliarden Euro im Vergleich zu den Vorjahren, zeigt die Branche in anderen Bereichen weiterhin Dynamik. So stiegen die Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) um 10 % auf 4,4 Milliarden Euro, und die Beschäftigtenzahl nahm ebenfalls um 10 % zu. Diese Entwicklungen verdeutlichen die langfristige Innovationskraft und die Bedeutung von Biotechnologie für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Finanzierungsengpässe:
Trotz eines Anstiegs der Kapitalaufnahme um 17 % auf 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2023 bleibt die Finanzierung von Startups in der Frühphase eine der größten Herausforderungen. Mit nur 203 Millionen Euro in dieser kritischen Phase wurde der niedrigste Wert seit sechs Jahren verzeichnet. Zudem gab es seit zwei Jahren keinen neuen Börsengang (IPO) in der Branche, was auf einen erheblichen Reformbedarf im Bereich der Kapitalmarktbedingungen hinweist.

Starke Pipeline und internationale Kooperationen:
Die Zahl der laufenden klinischen Studien ist ein positives Zeichen für die Innovationskraft der Branche. Mit 60 Studien in Phase 1 und 92 Studien in Phase 2 sind die Forschungspipelines robuster als je zuvor. Zusätzlich unterstreichen Partnerschaften und Lizenzvereinbarungen im Wert von 11,4 Milliarden Euro die internationale Attraktivität des deutschen Biotechnologiesektors.

Fokusthema 2024: Künstliche Intelligenz in Biotech und Pharma

Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war der Impulsvortrag von Dr. Thomas Schirrmann (YUMAB) zum Thema „KI-basierte Tools: From Target to Lead“. Er stellte dar, wie KI-basierte Technologien im Bereich der Antikörperforschung, etwa bei YUMAB, zur Optimierung von Wirkstoffkandidaten und zur Erhöhung der Trefferdiversität beitragen. Diese innovativen Ansätze beschleunigen durch den Einsatz digitaler Experimente den Entwicklungsprozess und verhelfen der Branche zu bedeutenden Fortschritten.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Pitches zweier Biotech-Startups, die KI für ihre Anwendungen nutzen und in diesem Zusammenhang im diesjährigen Biotech Report genannt werden.

Prosperodes, vertreten durch Dr. Thorsten Lührs, stellte seine Plattformtechnologie vor, die Machine Learning und Deep Learning zur Sub-Typisierung neurodegenerativer Erkrankungen einsetzt. Die Technologie hat das Potenzial, durch eine differenzierte Diagnose zu einer präzisen und beschleunigten Therapieentwicklung für die unterschiedlichen Erkrankungen beizutragen.

Dr.-Ing. Jan Pietras von myotwin präsentierte ebenfalls eine Plattformtechnologie – sie entwickeln einen „Digital Twin“ für den menschlichen Herzmuskels. Durch den Einsatz ihrer Messtechnologie, gepaart mit KI-Algorithmen wollen sie den Weg für eine tierversuchsfreie, präzise Arzneimittelentwicklung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebnen.

Fazit
Die Biotechnologiebranche in Deutschland zeigt weiterhin hohes Potenzial, sieht sich jedoch auch mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Die Kennzahlen aus dem EY Biotech-Reports 2024 haben deutlich gemacht, dass die deutsche Biotechnologiebranche trotz rückläufiger Umsätze auf Wachstumskurs bleibt. Die zunehmende Integration von Künstlicher Intelligenz in Forschung und Entwicklung eröffnet enorme Innovationspotenziale, während gleichzeitig Finanzierungsengpässe in der Frühphase ein strukturelles Problem darstellen. Internationale Kooperationen und eine starke Forschungspipeline verdeutlichen jedoch die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im globalen Biotech-Markt. Die Praxisbeispiele zum Themenfokus KI haben zudem deutlich gemacht, welches Potential der Einsatz von KI in Biotech und Pharma birgt, sowohl in der Medikamententwicklung als auch in der Diagnostik – hier geht es v.a. um Präzision, Kostenreduktion und Beschleunigung, Der Austausch und die spannenden Diskussionen im Anschluss unterstreichen die Bedeutung von KI, aber auch innovativen Startups für die Zukunft und Nachhaltigkeit der Branche.

Ein herzliches Dankeschön an alle Referierenden und Beteiligten, die ihre wertvollen Einblicke und Erfolgsgeschichten mit uns geteilt haben. Auch den Teilnehmenden gilt unser Dank für ihr Interesse und den lebhaften Austausch. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Ausgabe der Veranstaltung im kommenden Jahr und darauf, gemeinsam die Zukunft der Biotechnologie weiter zu gestalten!