Mit dem Thema „Deutschland als Innovations-, Biotechnologie- und Pharmastandort stärken, EU-Mittel sichern, IPCEI Health beitreten“ hat sich kürzlich der Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestages in Berlin in einer öffentlichen Anhörung beschäftigt. Ausgangspunkt dieser Anhörung war ein Antrag der Fraktion CDU/CSU, in dem gefordert wurde, dass sich Deutschland an dem EU-Vorhaben „Important Project of Common European Interest (IPCEI) Health“ beteiligen soll. Dabei geht es um die Förderung wichtiger Innovationen in der Biotechnologie- und Pharmabranche. Bei der Anhörung waren sieben Sachverständige eingeladen, die jeweils ihre Einschätzungen zu den Bereichen Förderung, Standort Deutschland und Zukunftsfähigkeit präsentierten.
Steuersystem anpassen
Zu Gast war unter anderem Prof. Dr. Berthold U. Wigger, Lehrstuhlinhaber für Finanzwissenschaft und Public Management am Karlsruher Institut für Technologie. Er sagte, dass der Staat mit dieser Art der Förderung seiner Ansicht nach Geld bereitstelle, um Probleme zu lösen, die er selbst geschaffen habe. Seiner Meinung nach müsse das steuerliche Umfeld verbessert werden. „Forschende Unternehmen reagieren auf Rahmenbedingungen sehr schnell. Deutschland ist zu einem Hochsteuerland geworden“, so Wigger. Dies sei kein Standortvorteil. Zudem riet er davon ab, einzelne Projekt zu fördern. Stattdessen müssten die Rahmenbedingungen verbessert und das Steuersystem angepasst werden.
Mehr in neue Unternehmen investieren
Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BIO Deutschland sagte, dass es selbst mit der Finanzierung durch das Programm „IPCEI Health“ für Biotech-Firmen in Deutschland immer noch Schwierigkeiten gebe. Spätestens seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie müssten aber alle wissen, wie wichtig diese Branche sei. „Uns fehlt ein Finanzierungs-Ökosystem für junge Unternehmen und Gründungen“, so Bronsema. Man sei zwar hierzulande schon gut in der Innovationsförderung, aber die Investitionen in neue Unternehmen müssten steigen: „Wir haben bei Biontech gesehen, dass es funktioniert.“
„Wir haben den Zug verpasst“
Dr. Andreas Eckert, Geschäftsführender Gesellschafter der Eckert Wagniskapital und Frühphasenfinanzierung, kam zu der Einschätzung, dass sich Deutschland eher nicht zu einem der besten Standorte für die Pharmabranche entwickeln werde: „Wir werden nie eine große Biotech-Nation haben, da haben wir den Zug verpasst.“ Seiner Meinung nach sei die Branche extrem international und reagiere sehr fluide.
(Bild: FelixMittermeier/Pixabay)