Licht ist mehr als nur Beleuchtung – mit diesen Worten eröffnete Dr. Yvonne Reinke von BioRegioN den Life Science Tag 2024. Denn Licht besitzt außergewöhnliche Eigenschaften, die man sich im Bereich der Optischen Technologie in ihrer gesamten Breite zunutze macht. In welchen Anwendungsfelder die Schlüsseltechnologie in Forschung und Wirtschaft zum Einsatz kommen können, wurde beim diesjährigen Life Science Tag am 6. Juni in der Sheddachhalle Göttingen beleuchtet und in den Pausen diskutiert. Zu den mehr als 100 Gästen gehörten Expertinnen und Experten, Wissenschaftler/-innen und Unternehmer/-innen aus dem niedersächsischen Life Science Ökosystem sowie der Partner-BioRegion Thüringen/Jena.

In einem digitalen Grußwort hob Wirtschaftsminister Olaf Lies die Bedeutung der Life Science als eins der zentralen Zukunftsthemen hervor und betonte, dass Niedersachsen bereits jetzt ein deutschlandweites Aushängeschild für die Umsetzung sei. Anschließend stellten sich die diesjährigen Kooperationspartner, das Cluster Plasma for Life der HAWK und die Partner-BioRegion InfectoGnostics – Forschungscampus Jena e.V. aus Thüringen vor.

Von der Wissenschaft in die Praxis

Das umfangreiche Programm startete mit einem Impulsvortrag von Dr. Sonja Johannsmeier (Laser Zentrum Hannover e.V.), indem sie einen Überblick über die verschiedenen optischen Verfahren und Technologien sowie deren Einsatz- und Anwendungsfelder gab. Es folgte die Innovation Stage, auf der sich drei innovative Projekte „made in Niedersachsen und Thüringen“ in kurzen Pitches vorstellten:

Das erste Startup, OptoGenTech, präsentierte beeindruckende Fortschritte in der Wiederherstellung des Hörvermögens bei tauben Menschen und Personen mit Hörverlust. Mithilfe ihres optischen Cochlea-Implantats (oCI), das auf der Optogenetik basiert, kann die Hörwahrnehmung im Vergleich zum herkömmlichen elektrischen Cochlea-Implantats fundamental verbessert werden.

Das aus dem Leibniz-Institut für Photonische Technologien e.V. (Leibniz-IPHT) in Jena ausgegründete Startup openUC2 stellte seine Open-Source-Plattform für optische Systeme vor, die es Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht kostengünstige Mikroskope im Baukasten-Prinzip selbst zu drucken und mit eigener Soft- und Hardware zu ergänzen.

CaBiDi Drug Delivery UG präsentierte eine innovative Methode zur Entwicklung wirkstoffhaltiger Nanopartikel für den gezielten Transport von Chemotherapeutika, mit der die Selektivität und Wirksamkeit der Behandlung erhöht und Nebenwirkungen reduziert werden können. Durch Fluoreszenzmarkierung lässt sich der gezielte Transport verfolgen. Der Fokus liegt derzeit auf der Behandlung von Pankreaskrebs, einer besonders herausfordernden Krebsart, mit dem Ziel, die Chemotherapie zu verbessern und Pankreaskrebs zukünftig weniger tödlich zu machen.

In der sich anschließenden ersten Themen-Session drehte sich alles um die Optogenetik, einer Kombination genetischer und optischer Methoden, mit der spezifische Zellen und neuronale Systeme mit hoher Präzision angesteuert werden können. In drei Kurzvorträgen stellten Prof. Dr. Tobias Brügmann (UMG Göttingen), Prof. Dr. Alexander Heisterkamp (Exzellenzcluster Phoenix D) und Dr. Birgitta Stolze (LLS Rowiak LaserLabSolutions GmbH) Anwendungsbeispiele vor, die vom Magenschrittmacher, über auditive Stimulation bis hin zum all-in-one Starterkit für optogenetische Zellversuche reichten.

Snack & Schnack

Auf das erfolgreiche Vormittagsprogramm folgte eine kulinarische Mittagspause, die Zeit zum Austausch und Kontakte knüpfen bot. Ein besonderes Highlight war die begleitende Ausstellung in der die Teilnehmenden innovative Technologien hautnah erleben konnten.

Vielfältige Anwendungsfelder der Optischen Technologie

Gestärkt ging es in die zweite Session zum Thema „Optische Tools für die Diagnostik„. Prof. Dr. Christian Rembe (Technische Universität Clausthal), Prof. Bernhard Roth (Exzellenzcluster Phoenix D), Dr. Hainer Wackerbarth (IFNANO) und Dr. Richard Grohs (Leibniz-IPHT) stellten verschiedene optische Diagnosetools für nicht-invasive Untersuchungen vor, mit dene die Genauigkeit der medizinischen Diagnostik erheblich verbessert werden kann. Die Beispiele reichten von einem neuartigen Hautkrebsscanner bis hin zur Raman-spektroskopischen Infektionsdiagnostik.

In der dritten Session drehte sich allem um das Cell Imaging und den Einsatz innovativer Bildgebungstechniken zur Visualisierung zellulärer Prozesse und Interaktionen in Echtzeit. Die Referierenden Dr. Benjamin Harke (Abberior Instruments GmbH), Dr. Sarah Schweighofer (Fraunhofer ITMP), Dr. Gillian Lovell (Sartorius UK), Dr. Tabea Oswald (Georg-August-Universität Göttingen) und Prof. Dr. Ute Neugebauer (Leibniz-IPHT) berichteten über die aktuellen Fortschritte im Bereich des Label-free Imaging und den Einsatz moderner Bildgebungsverfahren wie beispielsweise die STED-Mikroskopie.

Nach einer kurzen Kaffeepause stellte die vierte und letzte Themen-Session Lichtbasierte Assistenzsysteme und Therapieansätze in den Fokus. Die gezielte Anwendung von Lichtquellen und Sensoren ermöglicht ein präzises Monitoring sowie eine zielgerichtete Therapie, was wiederum zur Verbesserung der Patientenversorgung sowie einem effektiveren Behandlungsprozess beiträgt. Welche innovativen Lösungen es in der medizinischen Versorgung bereits gibt, bzw. welche auf den Weg dorthin sind, stellten Prof. Dr. Christoph Russmann (HAWK/Gesundheitscampus Göttingen), Prof. Dr. Claire Chalopin (HAWK/Gesundheitscampus Göttingen), Jaryi Lippek (Laser Zentrum Hannover e.V.), Dr. Benedikt Busse (CINOGY Systems GmbH) und Prof. Dr. Wolfgang Schade (Fraunhofer HHI) vor.

Der Life Science Tag 2024 bot eine Plattform für Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis, um innovative Lösungen aus dem Themenfeld optischer Technologien in Medizin, Medizintechnik und rote Biotechnologie zu präsentieren und mit unterschiedlichen Akteuren des Life Science Ökosystems in den Austausch zu gehen. Es wurde deutlich, dass der Einsatz optischer Technologien entscheidende Fortschritte in Sachen Präzision und Geschwindigkeit für die Gesundheitsversorgung generieren kann. Es zeigte sich aber auch hier, dass vor allem regulatorische Aspekte den Weg in die Anwendung beeinflussen und damit Zeit und Kosten in die Höhe treiben.

Unser Fazit

Es war nicht nur ein inspirierender Tag des Austauschs und der Präsentation, sondern auch ein Beweis dafür wie stark die Life Science Community in Niedersachen und Jena ist und wie erfolgreich sie sich die Eigenschaften des Lichts zunutze macht.

Ein herzliches Dankeschön an alle Referierenden und Beteiligten der Begleitausstellung, die ihre Forschungsergebnisse und Erfolgsgeschichten präsentiert haben. Und natürlich auch vielen Dank an die Teilnehmenden für ihr Interesse und den regen Austausch. Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Mal und darauf, die optischen Technologien in den Life Sciences bis dahin weiter mit voranzutreiben.